Dienstag, 17. November 2009

Der Lockruf der Wassernixe

(eine schaurige Villanelle ganz in der Tradition eines "Erlkönig" für etwas größere Kinder, die sich gern gruseln)



Zu mir herab, tauch, süßer Jüngling, bis zum düstren Grund.
Lass dich dabei nicht in den Algenwäldern fangen!
Ich warte wasserschwebend auf dich hier, gar Stund um Stund.

Seit ich dich sah, dürstet nach dir mein kühler Mund
und meine klammen Finger danach warmes Fleisch zu langen.
Zu mir herab, tauch, süßer Jüngling, bis zum düstren Grund!

Glaub mir, es liegt für dich bereit kostbarer Fund:
der Nixen Gold, von dem der Ahnen Lieder sangen!
Ich warte wasserschwebend auf dich hier, gar Stund um Stund.

Jahraus, jahrein bewacht' den Schatz ich tief in Weihers Schlund
für dich! Drum sollst nicht länger du noch bangen!
Zu mir herab, tauch, süßer Jüngling, bis zum düstren Grund!

So einsam, schwer und kalt ist meinem Herz, und wund!
Wie gern berührt' ich deine rosenroten Wangen!
Ich warte wasserschwebend auf dich hier, gar Stund um Stund.

Ich weiß: bald trifft mich leer dein Blick aus Augenrund,
verstummen all der Liebe Worte, die zuvor erklangen.
Zu mir herab, tauch, süßer Jüngling, bis zum düstren Grund.
Ich warte wasserschwebend dann mit dir, gar Stund um Stund.



.nixengedicht/gruselgedicht/schauriges gedicht: die amelie ´ 09
.foto: die amelie ´ 09
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